Biberlebensraum Pfaffnere
09.04.2024 Gewässer

Biberbestand im Kanton Luzern wächst

Gerne nehmen wir aus Sicht Natur- und Umweltschutz Stellung zum Artikel der Luzerner Zeitung vom 8.4.2024: “Biberbestand im Kanton Luzern nimmt stark zu – und die Schäden steigen”.

Im Kanton Luzern ist die Ausbreitung des Bibers erst vor wenigen Jahren angelaufen, klar ist nun eine Zunahme spürbar. Die Angst, die Zunahme könnte unkontrolliert weitergehen und gar in eine Plage führen, ist aber unberechtigt. Biber besetzen fixe Reviere, welche sie gegen Artgenossen verteidigen. Sind die für den Biber geeigneten Gewässer einmal besiedelt, wird sich der Bestand einpendeln. Es liegt in der Natur der Sache, dass während dieser Wachstumsphase Konflikte auftreten können. Für den Kanton Luzern gibt es Schätzungen und Hochrechnungen zum Konfliktpotenzial aus dem Biberkonzept 2017, welches jedoch nicht die Realität wiedergibt. Nach sieben Jahren und fast einer Verdoppelung der Biber-Population wäre es wohl an der Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen und diese Zahlen entsprechend anzupassen. 

Begegnet man den heutigen Konflikten mit langfristigen Massnahmen, wie zum Beispiel der Verlegung oder dem Schutz von Infrastruktur, Sammeldrainagen oder einer Bewirtschaftungsanpassung im Uferbereich, können wiederkehrende Kosten vermieden werden. Mit punktuellen, wiederholten Eingriffen in Biberdämme oder sogar Abschüssen, wie der Bundesrat dies in der neuen Jagdverordnung vorsieht, ist hingegen mit laufenden Kosten zu rechnen, welche sich über die Jahre aufsummieren. Wichtig ist, dass langfristige Massnahmen bereits bei der Planung von Wasserbauprojekten miteinbezogen und eine allfällige Präsenz des Bibers berücksichtigt werden.

Den Kosten der Biberschäden gegenübersetzen müsste man denn auch die jährlichen Kosten für das Abfischen von trockenfallenden Gewässern, für strukturelle Aufwertungsmassnahmen von kleinen Fliessgewässern, für die Bewässerung drainagierter landwirtschaftlicher Flächen, für den Besatz von Fischen, weil eine natürliche Verlaichung nicht mehr möglich ist, für die Planung und Umsetzung der ökologischen Infrastruktur und so weiter. Das sind Kosten, die man durchaus zum finanziellen Nutzen des Bibers zählen kann, da mit seiner Mithilfe viele dieser Massnahmen reduziert oder hinfällig würden.

Die Präsenz eines Bibers bringt also grosses Potential mit sich. Unsere Gewässer stehen stark unter Druck. Durch Begradigungen und Entwässerungen haben viele Gewässerlebewesen ihren Lebensraum verloren. Fast 70% aller Fische und Rundmäuler sind in der Schweiz bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Nebst anderen Faktoren wie zum Beispiel Gewässerverschmutzungen, sind es vor allem die fehlenden Strukturen in und an den Gewässern, die zu dieser Zahl geführt haben. Der Biber gehört jedoch seit Millionen von Jahren zu unserer Gewässerfauna. Er hat die Gewässer in der Schweiz mitgestaltet und alle an und in diesen Gewässern lebenden einheimischen Arten sind an seine Präsenz bestens angepasst, zum Teil sogar darauf angewiesen. Auch wir Menschen sind angewiesen auf eine funktionierende Lebensgemeinschaft in den Gewässern, damit das Gewässer gesund, gereinigt und für uns Menschen nutzbar bleibt.

Auch aus dem Aspekt der schon heute spürbaren Wasserknappheit in Trocken- und Hitzeperioden, welche in Zukunft noch weiter zunehmen wird, ist der Biber uns eine grosse Hilfe. Mit seinen Dämmen generiert er einen Wasserrückhalt im gesamten Gewässersystem. Davon können Menschen, Tiere und vor allem auch die landwirtschaftliche Produktion profitieren. Der Biber kann uns bei der Herausforderung des Artenschwundes und der Wasserverfügbarkeit helfen. Die Prognosen zu Trockenheit und Extremereignissen sind bekannt. Die Probleme treten inzwischen jährlich auf. Dagegen getan wird noch immer zu wenig.

Geben wir dem Biber Raum uns zu helfen und diesen Problemen entgegenzuwirken!

Gewässervergleich mit und ohne Biber

Biberlebensraum Pfaffnere
Begradigter Bach

Weiterführende Informationen

Kontakt

Miriam Peretti
Aktion Biber & Co.
041 511 32 04
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