Unteres Ried in Ebikon Marianne Baruffa
01.02.2025 Naturschutzgebiet

Reservatspflege - Wie den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden?

Das Untere Ried am Rotsee in Ebikon ist ein Feuchtgebiet, welches die Herausforderungen und die Vielfalt der Pflege von Naturschutzgebieten exemplarisch zeigt. Pro Natura Schutzgebiete werden nicht einfach sich selbst überlassen, sondern anhand spezifischer Pflegepläne bewirtschaftet, damit die unterschiedlichen Lebensräume und die dort lebenden Arten erhalten bleiben.

Struktur und Pflege der Lebensräume

Das Untere Ried umfasst verschiedene Lebensräume wie Schwimmrasen, Zwischenmoore, Flachmoore und die Ron mit Schilfufern. Die hier lebenden Pflanzen und Tiere haben oft spezifische Anforderungen, die eine differenzierte Pflege erfordern. Im Frühling sind Schnitte zur Schilfbekämpfung, das Offenhalten von Wasserflächen für Libellen und die Bekämpfung von Neophyten notwendig. Für die verschiedensten Arbeiten, welche in unterschiedlichen Gebieten zur selben Zeit anfallen, stehen den drei Einsatzleitenden fünf Zivildienstleistende zur Seite. Pro Natura Luzern hat das Management und die Koordination dieser kleinen Truppe inne, und kann damit den Ansprüchen komplexer Lebensräume in Naturschutzgebieten gerecht werden.

Sommermahd

Ökologische Verantwortung

Die Pflege von über 30 Naturschutzgebieten erfordert strategisches Vorgehen und ein vertieftes ökologisches Verständnis. Im Fokus steht zu jeder Zeit die Qualität der Lebensräume. Unvorhergesehene Ereignisse können die Einsatzpläne kreuzen und erfordern spontane Entscheide. So kann es sein, dass am Tag des Mähens ein Massenschlupf von Libellen stattfindet oder ein Rehkitz in der Riedwiese versteckt auf seine Mutter wartet. Ein geübtes Auge ist bei der Mahd im Sommer wichtig. Dann müssen ausreichend Restflächen für Heuschrecken, Tagfalter und Wildbienen belassen werden während es Neophyten und Gehölze zu minimiert gilt.

Langfristige Strategien

Ein langfristiges Vorgehen ist auch für die Neophytenbekämpfung notwendig. In den Naturschutzgebieten sind Neophyten so weit zurückzudrängen, dass die einheimische, teils sehr seltene Vegetation erhalten bleibt. Pflegekonzepte mit differenzierten Massnahmen zum Schutz seltener Arten sind nur wirksam, wenn sie auch konsequent umgesetzt werden. Erfolge wie die Ausbreitung des Wollgrases oder der seltenen Alpen Haarbinse (Trichophorum alpinum)im Unteren Ried am Rotsee zeigen, dass die sorgfältige und strategische Pflege der Naturschutzgebiete unerlässlich ist, um deren wertvolle Lebensräume zu erhalten.

Alpen Haarbinse
Trichophorum alpinum

Im Unteren Ried am Rotsee wächst die unscheinbare Alpen-Haarbinse. Sie ist im Schweizer Mittelland sehr selten. Deshalb hat Pro Natura eine grosse Verantwortung diese Art hier zu schützen.

Weiterführende Informationen