Vogelmoos – ein idyllisches Naturgebiet
Beitrag aus dem Lokal 2-2024
Wer heute im Frühsommer das Vogelmoos besucht, findet zwar «Ruhe», still ist es aber nicht. Es zirpt, quakt und trillert auf und rund um die Weiher im Vogelmoos, gelegen in einer Lichtung im Wald zwischen Neudorf und Römerswil. Libellen jagen den Ufern entlang, der Zwergtaucher taucht blitzartig ab.
Naturschutzgebiet dank Bürgerinitiative
Wie viele Feuchtgebiete in der Schweiz wurde auch das Vogelmoos, lange eine artenreiche Sumpfwiese, entwässert und in der Folge bis in die 1970er Jahre als Wies- und Ackerland intensiv bewirtschaftet. Im internationalen Naturschutzjahr 1976 sah eine Gruppe von Leuten - aufgrund einer Initiative von Josef Kaufmann - im Rahmen der Güterzusammenlegung die Möglichkeit, das Vogelmoos zu kaufen. Mit Unterstützung durch Pro Natura Schweiz, Pro Natura Luzern, Bund, Kanton, Gemeinde und Privaten wurde schliesslich die Stiftung «Pro Vogelmoos» gegründet und das Vogelmoos erworben. In den Folgejahren entstanden zwei grössere Weiher und vernässte Flächen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Naturschutzgebiet zu einem wertvollen Ensemble von Lebensräumen mit einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt. Heute sind die offenen Flächen des Vogelmoos als kommunale Naturschutzzone sowie als Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung geschützt.
Lebensräume und Artenvielfalt
Im Auftrag der Stiftung wurde in Zusammenarbeit mit Forst- und Naturschutzfachleuten ein Konzept für die Aufwertung und langfristige Pflege des Vogelmoos und seiner angrenzenden Waldflächen erarbeitet. Fragen in Zusammenhang mit der Pflege des Grünlands, der Weiher oder der Waldränder wurden darin geklärt. Ein besonderer Fokus galt der Entwicklung der Unterwasser- und Schwimmblattvegetation. Von Bedeutung sind etwa das Kleine Laichkraut oder der Tannenwedel. 2014 zeigten erneute Untersuchungen, dass die Schwimmblattvegetation auch für das Kleine und das Grosse Granatauge, zwei neu im Gebiet beobachtete Libellenarten mit einer speziellen Vorliebe für Schwimmblätter, von Bedeutung ist. Die Schwemmriedflächen wiederum bieten verschiedenen Seggen-Arten, dem Strauss-Gilbweiderich, der Sumpf-Heidelibelle oder dem Fadenmolch einen Lebensraum. In den Feuchtwiesen wachsen zahlreiche Orchideen-Arten, die Moor-Sternmiere oder die Sumpf-Schafgarbe.
Mehr Biodiversität im Wald
Die Aktivitäten beschränken sich seit rund 20 Jahren nicht nur auf das Offenland und die Gewässer. Der angrenzende standortfremde Fichtenwald bot viel Potenzial für die Förderung der Artenvielfalt. Der zuständige Förster Beat Burren trieb die Aufwertung der Wälder in der Gegend massgeblich voran. Zwischen 2003 und 2020 konnte die Stiftung mit Unterstützung durch den Club 500 von Pro Natura Luzern drei grosse, angrenzende Waldparzellen kaufen. Aktuell beträgt die Fläche des Schutzgebiets «Vogelmoos» knapp 12 Hektaren. Grosse Teile des umgebenden Walds sind als Sonderwaldreservat ausgeschieden. In den letzten Jahren konnten zudem an zahlreichen Stellen grössere Waldweiherkomplexe erstellt werden.
Langfristige Sicherung als Schutzgebiet
2021 hat Pro Natura anlässlich der Schutzgebietserweiterung die Frage aufgeworfen, wie das Vogelmoos – als Pro Natura Schutzgebiet – langfristig gesichert werden kann. Der Stiftungsrat hat darum beschlossen, Pro Natura Luzern ein Vorkaufsrecht für die maximal mögliche Dauer von 25 Jahren einzuräumen, dies für den Fall, dass die Stiftung in dieser Zeit aufgelöst werden müsste. Damit ist gewährleistet, dass das Vogelmoos auch für die nächsten Jahrzehnte sicher ein Naturschutzgebiet bleibt.
Besucher informieren und sensibilisieren
Das Vogelmoos ist ein beliebtes und vielbesuchtes Gebiet, das ruhesuchende Naturliebhaber anzieht. Ein Fussweg quert das Gebiet und ermöglicht den Zugang zu den Beobachtungsplattformen. Um die Erholungssuchenden über Lebensräume, Artenvielfalt und geltende Verhaltensregeln zu informieren, erneuerte die Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Kanton 2023 die Besucherinformationstafeln.
Qualität dank Pflege
Die Pflege der verschiedenen Lebensräume erfordert eine grundlegende Planung. Unter Einbezug von Stiftungsrat, Kanton, Förster, Landwirten sowie Pro Natura Luzern und unter Berücksichtigung der Zielsetzungen für die verschiedenen Lebensräume, wurde die Pflege 2024 neu geregelt. Damit wird sichergestellt, dass die heute vorhandene Qualität der Lebensräume erhalten und das Vogelmoos auch in Zukunft eine Oase der Artenvielfalt bleiben wird.
Samuel Ehrenbold, Projektleiter
Ausführliche Infos zum Schutzgebiet Vogelmoos, zur Stiftung und zum Verein «Freunde Pro Vogelmoos» unter www.vogelmoos.ch.
Club 500 – seit 25 Jahren für mehr Naturschutzflächen
Anlässlich geplanter Landkäufe im Ronfeld rief Pro Natura Luzern 1999 den «Club 500» ins Leben. Bereits drei Jahre später konnten dank dessen Beiträgen erste Flächen gekauft und wertvolle Lebensräume gesichert werden. Die zweckgebundenen Spenden des Club 500 fliessen in einen Fonds für Land- und Waldkäufe. Gelegenheiten für Landkäufe werden geprüft, dem Vorstand und dem Zentralverband vorgelegt und falls möglich realisiert. Erfahren Sie online mehr über den Club 500 und die bisherigen Erfolge.