Mehr Sonnenplätze für Flusslibellen
Beitrag aus dem Lokal 1-2024
Vom Ausfluss aus dem Sempachersee bei Oberkirch fliesst die Suhre auf einer Strecke von 14.5 km nordwärts bis zur Kantonsgrenze. Diese Strecke und die Schlussstrecken aller Seitenbäche bildeten den Untersuchungsperimeter, welcher zwischen Juni und August dreimal untersucht wurde. Beobachtet wurde meist vom Ufer, teilweise aber auch vom Wasser aus. Dabei wurde nach flugfähigen Tieren und nach Exuvien (nach dem Schlupf übrig gebliebene Larvenhülle) Ausschau gehalten.
Gute Datengrundlage
Insgesamt wurden 24’881 Libellen gezählt, welche sich auf 11 Arten verteilen. Die häufigste Art mit 51% aller Feststellungen war die Blaue Federlibelle und die seltenste die Grüne Flussjungfer. Erfreulich ist, dass im Vergleich zu 2002 keine Art verschwunden ist, jedoch drei Arten neu hinzugekommen sind.
Bestandsentwicklungen werden sichtbar
Die Bestandsentwicklung der einzelnen Arten ist sehr verschieden. Von den «Neuen» hat sich der Spitzenfleck etabliert und bildet aktuell eine grosse Population. Ein positiver Bestandstrend ist bei drei Arten erkennbar. Das Gegenteil, eine Abnahme ist bei der Gemeinen Keiljungfer und bei der Grünen Flussjungfer sichtbar. Letztere ist die seltenste Flusslibelle im Kanton Luzern und hatte ihren Verbreitungsschwerpunkt an der Suhre. Bei den drei übrigen Arten ist kein Trend zu erkennen. Zu dieser Gruppe gehört die Kleine Zangenlibelle, bei welcher auffällige Verschiebungen weg von Uferstrecken mit dichten Gehölzen hin zu offen Strecken festgestellt wurde.
Kritische Zunahme von Ufergehölz
Ein Grossteil der untersuchten Suhre-Strecken weisen in den 21 Jahren sukzessionsbedingt eine Zunahme der Ufergehölze aus. In einzelnen Abschnitten führte diese Entwicklung zur Bildung eines geschlossenen Blätterdachs, einer Grüntunnelbildung. Da während des ganzen Tages kaum Sonnenlicht aufs Gewässer durchdringt, werden diese Abschnitte von den meisten Flusslibellen gemieden. Deutlich zeigt sich dies auf der Strecke durch den Surseerwald, wo die Bedeutung für Libellen von «sehr gross» auf «mässig» herabgestuft werden musste.
Planung und Unterhalt ist wichtig
Damit die Ufer nicht gänzlich verwalden, sollten durch gezielte Pflege-Massnahmen abschnittsweise offene, gut besonnte Stellen geschaffen werden. Ähnliches gilt insbesondere auch für die in den letzten Jahren revitalisierten Strecken, wo in den Uferbereichen durchwegs zu viele Sträucher gepflanzt wurden. Aus Sicht des Libellenschutzes braucht es bei zukünftigen Projekten ein bewusstes Zulassen einer natürlichen Verjüngung, einen weitgehenden Verzicht von Sträucher-Pflanzungen im Uferbereich und eine zielführende Unterhaltsplanung. Hiervon würden nicht nur Libellen, sondern ein breites Spektrum typischer Bachlebewesen profitieren.
Ruedi Wüst-Graf, Sursee
Ausführlicher Bericht (PDF)