Haubentaucher auf dem Baldeggersee. Foto: Christian Lötscher
23.12.2022

Verliert die Perle des Seetals ihren Glanz?

Andrea Wyss, Präsidentin von Pro Natura Luzern, äussert sich im Editorial des Lokals 1-2023 kritisch zu den Liberalisierungsgelüsten bei der kantonalen Schutzverordnung Baldegger- und Hallwilersee.

Beitrag aus der Mitgliederzeitschrift Lokal 1-2023

Der Baldeggersee ist seit 1940 Eigentum von Pro Natura und das grösste unserer Schutzgebiete. Gehölz- und Schilfgürtel und artenreiche Riedwiesen säumen das Ufer dieses weitgehend unverbauten Mittellandsees. Diese natürlichen Ufer bieten vielfältigen Lebensraum für zahlreiche, seltene Tiere und Pflanzen. Eine kantonale Verordnung regelt den Schutz, und die Pflege des Naturschutzgebietes Baldeggersee liegt in den Händen von Pro Natura Luzern.

Das Seetal ist aber auch Wohn-, Wirtschafts- und Erholungsraum für die lokale Bevölkerung. Darum ist das Spannungsfeld der unterschiedlichen Ansprüche eine grosse Herausforderung. Dies zeigt sich auch immer wieder in den politischen Diskussionen zur Anpassung der kantonalen Schutzverordnung mit entsprechenden Forderungen zur Aufweichung der Schutzbestimmungen. Dass bei einer allfälligen Revision der kantonalen Schutzverordnung u.a. auch neue Schutzgebiete und fehlende Pufferzonen ergänzt werden, dafür wird sich Pro Natura einsetzen.

Bereits heute sind zahlreiche Naturerlebnisse im Schutzgebiet Baldeggersee für die Bevölkerung möglich. Der Baldeggersee ist auf der Ostseite mit einem fast durchgehend entlang des Ufers führenden Wanderweg erschlossen. Hunde sind aber auf dem gesamten Uferweg an der Leine zu führen. Das Baden ist in den beiden Badis in Baldegg und Gelfingen erlaubt. Die Verwendung von Booten und Schwimmgeräten ist aber nur im Bereich der Badestellen gestattet. Regelmässig sind Ranger unterwegs, welche den Erholungssuchenden Wissenswertes zu den Naturschönheiten vermitteln und die Einhaltung der Schutzbestimmungen kontrollieren.

Dank einer Beobachtungshütte im Ronfeld können Erholungssuchende und Naturfreunde ohne zu stören Weissstorch, Eisvogel und Graureiher bei der Nahrungssuche oder nach Insekten jagende Libellen beobachten. Zudem bieten sich an fünf markierten Beobachtungsstationen zwischen Hochdorf und Baldegg noch weitere Gelegenheiten für Naturbeobachtungen.

Pro Natura Luzern wird sich weiterhin mit Überzeugung dafür einsetzen, dass die Perle des Seetals ungeschmälert erhalten bleibt und die geforderte Liberalisierung nicht zu einer Gefahr für die Naturwerte führt. Dies zum Wohle von Tieren und Pflanzen aber auch der lokalen Bevölkerung.

Andrea Wyss, Präsidentin