Moorschutz steht an erster Stelle
Beitrag aus der Mitgliederzeitschrift Lokal 1-2022
Der Kanton Luzern ist ein Moorkanton – zum Glück. Die Fläche der Moorlandschaften von nationaler Bedeutung umfasst rund 104 km2 (7 % der Kantonsfläche). Die grösseren Objekte setzen sich in den Kantonen Obwalden und Bern fort und bilden grosse, zusammenhängende Moorschutzgebiete. Kantonsweit sind rund 100 Flachmoor- und fast 60 Hochmoorobjekte erfasst. Flach- und vor allem Hochmoore beherbergen zwar nicht besonders viele, jedoch hochspezialisierte Arten. Der insektenfressende Sonnentau, die Arktische Smaragdlibelle oder der spätblühende Teufelsabbiss haben in Mooren ihre Nische gefunden. Die Torfmooskörper vermögen grosse Mengen Wasser und CO2 zu speichern und sind damit auch fürs Klima von Bedeutung. Ehemals weit verbreitet, sind vor allem im Flachland, aber auch in den voralpinen Gebieten, nur noch Kleinstflächen der ursprünglichen Moore erhalten. Torfabbau und Entwässerungen haben die Moore fast gänzlich vernichtet. Die verbleibenden Moore sind durch die Bundesverfassung und verschiedene Gesetze und Verordnungen gut geschützt – zumindest auf dem Papier. Eine Herausforderung ist die Umsetzung der gesetzlichen Bestimmungen, schweizweit, aber auch im Kanton Luzern. Und so ist die Bilanz im Moorschutz keine erfreuliche: die Qualität der Moorbiotope nimmt weiter ab. Pro Natura Luzern setzt sich deshalb mit viel Engagement für eine kompromisslosen Schutz der verbleibenden Moorbiotope ein.
Heikle Bauvorhaben in Moorgebieten
Dass dem Moorschutz nicht immer ausreichend Rechnung getragen wird, zeigte sich jüngst in der Gemeinde Flühli. Die Strassengenossenschaft reichte bei der Gemeinde ein Baugesuch für die Sanierung der Stäldelistrasse ein. Das Gebiet liegt zu einem grossen Teil innerhalb der Moorlandschaft Glaubenberg und längere Abschnitte queren wertvolle Flachmoore von nationaler Bedeutung. In den Baugesuchsunterlagen fehlten sowohl moorschutzrelevante Informationen als auch Massnahmen zum Schutz der Lebensräume. So hätte etwa auch geprüft werden müssen, ob bereits die bestehende Strasse negative Auswirkungen auf die Moorlandschaft oder die Moorbiotope hat. Pro Natura Luzern hat deshalb gemeinsam mit BirdLife Luzern und WWF Luzern eine Einsprache eingereicht und darin ein Gutachten zu den Auswirkungen des Bauvorhabens auf den Wasserhalt und die Lebensräume gefordert. Diese Forderung wurde im späteren Verlauf auch vom Bundesamt für Umwelt gestellt. In einem Fachgutachten kamen die Experten zum Schluss, dass sowohl die bestehende Strasse als auch die geplante Sanierung den Moorschutzzielen widerspricht. Die Pläne zur Strassensanierung wurden schliesslich angepasst, die Empfehlungen der Experten damit zu einem grossen Teil umgesetzt und das Bauvorhaben nochmals öffentlich aufgelegt. Ein Wermutstropfen bleibt: die Vorschläge der Experten wurden nicht vollständig übernommen und im Moorschutz verbleiben weiterhin Defizite.
Zustandsanalyse für effizienten Moorschutz gefordert
Im erwähnten Fall führten fehlende Abklärungen und die mangelhafte Qualität des Baugesuchs zu unliebsamen, aber vermeidbaren Verzögerungen und zu unnötigem Mehraufwand für alle Beteiligten. Pro Natura Luzern hat deshalb im Nachgang die Bauherrin, die Gemeinde, den Kanton und den Bund in einem Schreiben aufgefordert, eine Zustandsanalyse der Moorlandschaften bzw. Moorbiotope und deren Beeinträchtigung durch Infrastrukturbauten vorzunehmen. Eine solche Analyse würde nicht nur den Handlungsbedarf im Moorschutz aufzeigen, sondern den Strassengenossenschaften, Gemeinden und dem Kanton auch eine wertvolle Grundlage für die Planung von Güterstrassensanierungen liefern. Zudem könnten unvorhergesehene Kosten für Moorschutzmassnahmen künftig eher verhindert werden.
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Stäldelistrasse in Flühli
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Moorflächen nicht ausreichend geschützt
Weiterführende Informationen
Info
Stäldelistrasse in Flühli © Isaline Mercerat