Genügen die Hochwasserschutzmassnahmen des Kantons?
Viele Gewässer sind in einem ökologisch schlechten Zustand und der Renaturierungsbedarf ist immens: Die Gewässerläufe sind oft begradigt, die Ufer von Seen und Fliessgewässer hart verbaut und die Schwellen und Kraftwerke verhindern die Fischwanderung. Dazu kommt, dass Strassen und Gebäude Flüsse und Bäche einengen. Eine natürliche Dynamik wäre sehr wichtig für den Erhalt und Förderung der Biodiversität, diese wird jedoch durch Dämme verhindert.
Da der Bund seine Kostenbeteiligung bei Hochwasserschutzprojekten an ökologische Anforderungen knüpft, wurde dies bei den aktuelleren Projekten berücksichtigt. So konnten in der Regel auch ökologische Defizite an den Gewässern teilweise behoben werden, was wir grundsätzlich begrüssen. Abgesehen von den baulichen Massnahmen bleibt aber ein ganz grundsätzliches Problem: der stetig abnehmende Raum, der den Gewässern zur Verfügung bleibt. Wären die Gerinne und Uferbereiche, die die Gewässer einnehmen dürften, breiter, gäbe es auch bei Starkniederschlägen weniger Probleme. Pro Natura ist überzeugt, dass sich die Hochwasserproblematik auch mit grosszügigen Renaturierungen der Gewässer entschärfen liesse. Die Renaturierungsplanung liegt dem Kanton seit Jahren vor, noch wird aber zu zaghaft umgesetzt. Auch sind Kanton und Gemeinden dazu verpflichtet, Gewässerräume auszuscheiden, die eben auch den Schutz vor Hochwasserereignissen verbessern würden. Auch hier geht die Umsetzung nur schleppend voran.
Aus Sicht eines Naturschutzverbands ist es nicht nachvollziehbar, dass derzeit die letzten gewässernahen, bisher unverbauten Gebiete, die sich hervorragend für die so dringend benötigte Renaturierung der Gewässer eignen und Potenzial für nachhaltige Hochwasserschutzmassnahmen bieten würden, verbaut werden. So zu beobachten in Perlen oder in Emmen, wo reussnahe Gebiete demnächst überbaut und damit ebenfalls «Hochwasserschutz» brauchen werden. In Zeiten immer häufigerer Extremwetterereignisse ist das schlicht ein Fehler. Hier geben Gemeinden und Kanton den Steuereinnahmen und damit kurzfristigen Überlegungen den Vorzug. So zieht sich die Schlinge immer weiter zusammen - zum Nachteil der Gewässer, der Artenvielfalt und nicht zuletzt auch der Bevölkerung, die in Zukunft wohl noch häufiger unter den ausbrechenden Fluten leiden wird, gleichzeitig aber auch die Kosten für diese Art von Hochwasserschutz berappen muss. Mehr Raum für die Gewässer ist nicht aus ökologischer Sicht sinnvoll, es ist auch eine nachhaltige und kostengünstige Hochwasserschutzmassnahme. Sofern sie denn umgesetzt wird.
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Reuss bei Buchrain © Samuel Ehrenbold